Lea Raddatz: Usus
Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Studiengang Experimentelle Gestaltung Hochschule Hannover.
Seit drei Jahren gibt es First Flush bei j3fm. Der kleinste Kunstraum Hannovers öffnet sich für junge Künstler*innen des Studiengangs Experimentelle Gestaltung. Dieses Jahr gestaltet die Wienerin Lea Radatz den Kunstraum.
Gerüche rufen Erinnerungen hervor. 400.000 Gerüche werden vom Menschen wahrgenommen, dabei werden nur 20% davon, hauptsächlich florale, als angenehm empfunden. Wir nutzen den Geruchssinn unterbewusst für die Partnerwahl und bei der Fortpflanzung spielt ein Duft, ähnlich dem der Maiglöckchen, eine wesentliche Rolle.
Die Arbeit USUS schafft einen Ort, an dem unterschiedliche Sinnesreize gleichzeitig und bewusst wahrgenommen werden können. Die begehbare Plastik besteht aus einem selbst gezüchteten Pilz eines fermentierten Teegetränks und ähnelt der Struktur eines menschlichen Organs. In ihr kann individuell über die detailreiche Oberfläche und den Lichteinfall der visuelle Sinn erfahren werden. Durch die integrierte Geruchskomposition werden der olfaktorische und durch eine externe Audiodatei der auditive Sinn angesprochen. Lea Radatz sucht bewusst die Zusammenhänge zwischen optischer Nähe zur Gebärmutter und einer sinnlichen Erinnerung an die Geburt.
Der Geruchssinn ist der einzige Sinn, der einen direkten Zugang zum Zentrum der Erinnerung und der Emotionen im Gehirn hat. Er ist der älteste Sinn, der schon im Mutterleib geprägt wird und ohne Filterung des Gehirns direkt im limbischen System aufgenommen wird. Ein weites und vor allem ein neues experimenteller Feld für die Kunst.
Lea Radatz absolvierte eine Ausbildung zur Schneiderin, bevor sie 2020 ihr Studium der Experimentellen Gestaltung an der Hochschule Hannover begann. Sehr bewusst setzt sie sich mit Normen, Einstellungen und gängigen Verhaltensweisen in der Gesellschaft auseinander. In ihren Untersuchungen spielen der Mensch und sein Verhältnis zur Natur eine wesentliche Rolle. In ihren letzten Arbeiten ließ sich eine verstärkte Konzentration durch das Zusammenspiel von unterschiedlichen Sinnen beobachten. Hauptsächlich findet sie Inspiration über den Sehsinn, den Tastsinn oder den Geruchssinn. Für Lea beeinflusst jedes angesprochene Sinnesorgan die Ästhetik und wertet so auch das Thema. Um bei den Rezipierenden gewünschte Emotionen hervorzurufen, greift sie auf eigene Erlebnisse zurück und stellt ihre Erfahrungen in Form von Plastiken, Gemälden, Zeichnungen oder Konzepten dar. Dabei entscheidet nicht der letzte Pinselstrich über die Vollständigkeit des Werkes, sondern die individuelle Reaktion auf das Werk.
Vernissage: Freitag 20.10.2023 19.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 20.10.-12.11.2023
Öffnungszeiten: Sonntag 14.00-16.00 Freitag 19.00-20.30